„Angela, die Zeit des Pillepalle in der Windenergie muss jetzt wirklich vorbei sein“: Klare Botschaften an die Kanzlerin, Rekordteilnehmerzahl und neues Format beim traditionsreichen Windstammtisch in Osnabrück
„Der Windkraft geht die Puste aus“, „Windenergie fehlt der Rückenwind“, „Flaute mit Ansage: Die dramatische Krise der deutschen Windenergie“, „Erneutes Rekordtief bei Windenergie-Ausschreibungen“.
Schlagzeilen wie diese bestimmen momentan die Medien. Wurden 2017 in Deutschland noch rund 1800 neue Windkraftanlagen installiert, waren es im ersten Halbjahr 2019 bisher nur 86 Anlagen.
Von Flaute konnte beim achten Osnabrücker Windstammtisch aber nicht die Rede sein. Im Gegenteil: Mit rund 170 Teilnehmern freuten sich die Organisatoren der Initiative „Hasewind“ diesmal über eine neue Rekordteilnehmerzahl. Damit ist das Treffen das größte seiner Art in Deutschland. Der Stammtisch dient als überregionaler Treffpunkt für alle, die in der Windenergie-Branche aktiv sind: Hersteller, Zulieferer, Betreiber, Serviceunternehmen sowie Vertreter aus Politik und Medien. Finanziell unterstützt wurde der Abend vom Regionalverband Teutoburger Wald / Wiehengebirge und von der Spreewind GmbH.
Anders als in den Vorjahren hat diesmal der Journalist Sören Hage durch den Abend geführt. Seine Gesprächspartner in kurzen Interviews waren der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Bäumer und Silke Weyberg, die Geschäftsführerin vom Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen und Bremen e.V. Die Grüne Bundestagsabgeordnete musste ihre Teilnahme wegen eines Trauerfalls in der Familie kurzfristig absagen.
Der CDU-Politiker Martin Bäumer fährt seit einiger Zeit ein E-Auto, sagte aber auf Nachfrage: „Ich sorge mich sehr um den Strom mit dem ich mein Auto lade. Mit dreckigem Kohlestrom oder Atomstrom macht es eigentlich keinen Sinn. Wir müssen bei den Erneuerbaren besser werden.“ Das sieht auch Silke Weyberg so. Sie kritisierte das Klimapaket der Bundesregierung scharf. Die Abstandsregelungen für neue Windräder zu angrenzenden Gebäuden seien beispielsweise viel zu groß. Sie forderte weniger Bürokratie und mehr Platz für Windräder.
Außerdem nutzen Friedrich Bosse vom Deutschen Windkraftmuseum in Stemwede-Oppendorf und Lars Biesenthal von Fridays for Future die Chance sich in Interviews für ihre Themen stark zu machen. „Das Deutsche Windkraftmuseum möchte sein museumspädagogisches Angebot ausbauen und so auch bei jungen Menschen noch beliebter werden“, sagte Friedrich Bosse. Es sei wichtig Wege für eine Windenergie der Zukunft aufzuzeigen und die Wurzeln der Windenergienutzung mit vielen Original-Ausstellungsstücken erlebbar machen.
Bissiger ging es da schon bei Lars Biesenthal zu: „Angela, die Zeit des Pillepalle muss jetzt wirklich vorbei sein. Das Klimapaket ist eine Katastrophe“, sagte Biesenthal auf Nachfrage in Richtung der Kanzlerin. Fridays for Future sei die Unterstützung gerade aus der Wissenschaft bei ihren Aktionen wichtig, betonte der junge Klimaaktivist. Der Applaus der Teilnehmer war ihm dabei sicher.
Am Nachmittag vor dem Stammtisch hatten die Veranstalter der Initiative „Hasewind“ diesmal aktuelle Workshops mit den Titeln „Konfliktmanagement in Naturschutz und Energiewende“ sowie „Im Dialog: Wie man seine Botschaften bei Journalisten platziert und auf Negativschlagzeilen reagiert“ organisiert. In Letzterem gab Thomas Blumenhoven von der PR-Agentur Krampitz Communications den Teilnehmern nützliche Tipps für einen selbstbewussten und vorausschauenden Umgang mit der Lokalpresse.
Das nächste große Treffen der Windenergiebranche sind die Windenergietage vom 05. bis 07. November in Potsdam. Der Windstammtisch in Osnabrück geht 2020 in die neunte Runde.